Schlossberg


Schlossbergbebauung – warum nicht ökologisch?


Betrachten Sie das folgende Foto. Das hätte doch was, solch ein Windturm auf unserem Schlossberg. Böblingen, die Stadt der Taten und Talente, würde sich mit dieser weit in die Region hinausstrahlenden Landmarke nicht nur als geografische Mitte des Ländles outen, sondern endlich auch als zentraler Wirtschaftsstandort sichtbar werden, der innovativ und zukunftsorientiert seine Entwicklungspotenziale zielgerichtet ausschöpft und selbst unsere Landeshauptstadt mit ihrem mickrigen Fernsehturm (ein Viertel kleiner!) alt aussehen lässt. Wir bauen den weltweit höchsten derzeit verfügbaren Windkraftturm für Wind-an-Land und stehen mit ihm in der Tradition des Pariser Eiffelturms von 1889. Wir hätten ein Stadtwahrzeichen, welches weit mehr Aufmerksamkeit erheischt als eine wie auch immer geartete Neuauflage eines herzoglichen Witwensitzes des Spätmittelalters.

Sobald Wind weht, könnten die Innenstadthaushalte umweltbewusst ihre Maultaschen mit selbstgemachtem Ökostrom schmälzen. Das wäre eine köstliche Entschädigung für den kalten Kartoffelsalat, der bei Flaute gegessen wird. Willkommener Nebeneffekt dieser Art von Schlossbergbebauung: Die Bevölkerung auf der Diezenhalde wird von allerhand Beeinträchtigungen im Wohngebiet befreit und behält ihren Naherholungswald. „Besonders an heißen Sommertagen verbringen wir gerne und viel Zeit im Wald. Er bietet uns wertvollen Raum für Erholung und Freizeit,“ stellt unsere Baubürgermeisterin im offiziellen Mitteilungsorgan der Stadt richtigerweise fest, und dabei soll es ja auch bleiben. Vom Rathaus aus hat man ein Prachtexemplar zeitgenössischer Ingenieurskunst stets in festem Blick, und die Stadtkirche profitiert von einer nicht unbedeutenden Erhöhung in himmlische Gefilde.

Spaß beiseite. Wir bieten Ihnen mit diesem Foto Gelegenheit, die Dimension heutiger Windräder für Schwachwindgebiete in vertrauter Umgebung zu erfassen. „Perspektivisch völlig falsche Fotomontage“, so oder ähnlich waren die Kommentare, die wir über die Visualisierung zu hören bekamen, mit der wir auf unserer Eingangsseite den geplanten Windpark BB-14 darzustellen versuchten. Leider hat keiner der lautstarken Kritiker uns mit einem Bildentwurf gezeigt, wie es richtig aussehen müsste. Auch die Stadtverwaltung hält sich trotz nachdrücklicher Bitten von Gemeinderäten und Bürgern vornehm zurück , eine „amtliche“ Darstellung vorzulegen, wie sie es bei anderen Projekten (Postareal, Schlossbergbebauung) gerne tut. Zugegeben, eine Visualisierung ist für das Projekt BB-14 nicht trivial. Man sollte topografische Karten lesen können, muss Annahmen über mögliche Standorte treffen und sollte zur korrekten Perspektivdarstellung mit dem mathematischen Strahlensatz umgehen können.

Hier also ganz einfach. Windturm (Höhe 285 m) und Referenzobjekt (Stadtkirche, Höhe 49 m) stehen nur wenige Meter auseinander und wir können die Perspektivumrechnung vernachlässigen. Messen Sie einfach mit dem Lineal auf Ihrem Bildschirm nach, ob die Turmhöhe in etwa dem 5,8-fachen der Kirchenhöhe entspricht und ob die Nabenhöhe (199 m) das Vierfache der Kirchturmshöhe beträgt. Sollten Sie dabei Fehler feststellen, so bitten wir herzlich um Meldung.

Es kann sein, dass sich unsere Fotomontagen doch nicht als „völlig falsch“ herausstellen. Wenn Sie beim Betrachten trotzdem das Gefühl haben, dass da unwirkliche Größendimensionen aufeinanderprallen, so könnte das daran liegen, dass die Möglichkeiten heutiger Hochbauingenieurskunst unsere Vorstellungskraft und das Wünschbare übersteigen. Dann sollte nicht der Ersteller der Fotomontage verurteilt werden, sondern der Planer dieser Kolosse der Stromindustrie an Maß und Mitte erinnert werden. Falls Sie der Meinung sind, dass solche Bauwerke unser Stadtbild auch dann nachhaltig beschädigen, wenn sie am Stadtrand errichtet werden, so dürfen Sie sich an das Windkraftportal unserer Stadtverwaltung wenden (gern auch mit Kopie an uns):
https://www.windenergie-bb14.de/kontakt

… oder an Ihren Oberbürgermeister („In einer bürgernahen Stadt ist mir der Kontakt mit Ihnen sehr wichtig. (…) Für Sie und Ihr Anliegen nehme ich mir gern Zeit.“)
Öffnen Sie dazu auf der folgenden Seite die Rubrik „Fragen und Anregungen“:
https://www.boeblingen.de/start/BUERGERSERVICE/_buergernah_.html

Vielleicht lässt sich ja was machen.

Und ja, während sich das Rathaus auf dem Foto 200 m vom Fußpunkt des eingepflanzten Windturmes entfernt befindet, hat die Vergabegruppe des Gemeinderats dem Diezenhalder Siedlungsgebiet einen Mindestabstand von 900 m zugebilligt, also etwa der dreifachen Turmhöhe. Aber macht das wirklich den Unterschied?

Die Initiative Lebenswertes Böblingen
setzt sich für den Erhalt des Waldes
und unser aller Lebensqualität ein.
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